PrekärCafé: Di, 3. Juli 2012, 20:00, Film: „The Truth Lies In Rostock” ­­­- 20 Jahre Pogrom von Rostock-Lichtenhagen

Deutschland kurz nach der sogenannten Wiedervereinigung: Mehrere Tage lang, vom 22. bis zum 24. August 1992, griffen einige tausend Menschen mit Steinen und Brandsätzen die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber” und ein Wohnheim von vietnamesischen Vertragsarbeiter_innen in Rostock-Lichtenhagen an. Die Übergriffe in Lichtenhagen waren zwar nicht die ersten und auch nicht die letzten, jedoch die massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Initiiert und schon tagelang öffentlich vorangekündigt von Neonazis aus der Region, wurden die Angriffe schnell von einem großen Teil der lokalen Bevölkerung unterstützt. Weder Politiker_innen noch Polizei sahen sich in der Lage oder waren gewillt, den Ausschreitungen Einhalt zu gebieten.

Den Pogromen war rassistische Stimmungsmache in der Presse vorausgegangen, in der gegen die vermeintlichen „Flüchtlingsströme“ aus Osteuropa gehetzt wurde und nicht nur die Republikaner_innen verkündeten: „Das Boot ist voll.” Die Ereignisse machten einmal mehr deutlich, wie tief Rassismus in der Gesellschaft sitzt, aber auch, wie dieser von staatlicher Seite nicht nur gefördert, sondern auch selbst verbreitet wird. Als Antwort auf die Pogrome ab 1991 wurden nicht etwa von rassistischen Übergriffen betroffene Personen vermehrt geschützt, antirassistische Initiativen gefördert und gegen neonazistische Tendenzen in der Gesellschaft verstärkt vorgegangen. Im Gegenteil, 1993 folgte die Aushöhlung des Asylrechts und wurde – mit den Stimmen der oppositionellen SPD – als politische Folge der Ausschreitungen verkauft.

Die Videoproduktion „The Truth Lies In Rostock“ entstand 1993 unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse im attackierten Wohnheim befanden. Eingang in die Doku findet dabei auch beklemmendes Videomaterial, das von einem ZDF-Team zusammen mit den Bewohner_innen des Arbeiter_innenheims in den Tagen der Angriffe aufgenommen wurde. Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen werden im Film nicht als bedauerlicher Zufall dargestellt, sondern das Zusammenspiel von Neonazis und lokaler Bevölkerung, vor allem aber auch jenes von Politik und Polizei, das den Weg für die Geschehnisse frei machte, wird nachgezeichnet.

Die rassistischen Ausschreitungen im sächsischen Hoyerswerda im September 1991, sowie diejenigen in Rostock-Lichtenhagen sorgten in der Linken für eine heiße Debatte um die Frage, inwieweit die rassistischen Übergriffe mit der „Wiedervereinigung“ Deutschlands und einem in dem Zusammenhang neu erstarkten „Nationalbewusstsein“ zu tun hatten. Aber auch am Schaffen zeitgenössischer Bands und Musiker_innen aus der alternativen Musikszene ging die rassistische Gewaltwelle 1991 bis 1994 nicht spurlos vorbei. Dazu, wie auch zu Kontext und Folgen der Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen, wird es vor dem Film einen kurzen Input aus dem PrekärCafé geben.

Anlässlich 20 Jahre Pogrom von Rostock-Lichtenhagen findet am 25. August 2012 unter dem Motto „Wir vergessen nicht!“ in Rostock-Lichtenhagen eine Demonstration statt. Aufruf und weitere Infos zur Demo unter: www.rassismus-toetet.de

Die Veranstaltung wird supported by kanalB.at

PrekärCafé: Donnerstag, 7. Juni, 20 Uhr: Über die Blockaden der Empörung hinaus … zu #Blockupy! Frankfurt

## ATTENZIONE, diesmal ausnahmsweise nicht am 1. Dienstag im Monat! ##

// Donnerstag 7. Juni 2012, 20 Uhr
// Über die Blockaden der Empörung hinaus …  zu #Blockupy! Frankfurt
// Diskussion mit Werner Rätz (Attac Deutschland, Interventionistische Linke)
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// 18 Uhr: PrekärCafé, Treffpunkt, Austausch
// 20 Uhr: Veranstaltungsbeginn
// Ort: PrekärCafé, W23: Wipplingerstraße 23, 1010 Wien*
// Infos: http://www.prekaer.at
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Während von links zwar immer schon auf die systemimmanente Krisenhaftigkeit des real existierenden Kapitalismus hingewiesen wurde, ist „die Krise“ zumindest seit 2008 auch einer breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Angesichts der bis jetzt anhaltenden Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden öffentlichen Debatte um Krisenursachen, Verursacher_innen und realpolitischen Bearbeitungsstrategien, wurde linker Optimismus hinsichtlich lang erwarteter gesellschaftlicher Aufbrüche gestärkt: Veranstaltungen und Konferenzen wurden organisiert, Flugblätter geschrieben und »Wir zahlen nicht für eure Krise«-Proteste und Bündnisse ins Leben gerufen. Doch ersehnte Dynamiken ließen auf sich warten. Linke Kapitalismuskritiker_innen blieben vor allem unter sich. Wenngleich es mit der Welle von Sozialprotesten in der Steiermark 2011 rund um die „Plattform 25“ auch lokal begrenzte Gegenbeispiele gibt.

Mit den politischen Umbrüchen in Nordafrika, den sich darauf beziehenden Bewegungen der Indignad@s und der Occupy!-Bewegungen (nicht nur) in den USA sind die Verhältnisse wieder in Bewegung gekommen. Vor diesem Hintergrund war die Mobilisierung zu den Blockupy!-Aktionstagen nach Frankfurt Mitte Mai auch als gemeinsamer Kristallisationspunkt gedacht. Kristallisationspunkt nicht nur unterschiedlicher Bewegungen und deren spezifischen Aktionsformen, sondern auch unterschiedlicher Facetten von Krise und autoritärer Krisenbearbeitung durch die Troika von EZB, EU und IWF. Denn die alleinige Empörung über Banken greift in dieser Hinsicht zu kurz: Sie gestaltet sich politisch diffus und ist in mancherlei Hinsicht alles andere als emanzipativ. Kritische Einwände von links erscheinen demnach oftmals als völlig berechtigt. Aber Bewusstsein ändert sich im Prozess und nicht schon vorher. Und um eine breite Bewegung werden diejenigen, die daran festhalten, dass eine ganz andere Welt möglich ist, nicht herumkommen.

Im Zuge der Veranstaltung wollen wir mit Werner Rätz Einschätzungen und Perspektiven sozialer Bewegungen und Aktionsformen in Europa diskutieren. Werner Rätz ist seit 1975 in der Informationsstelle Lateinamerika aktiv, gehört dem Attac-Rat Deutschland an und ist in der Attac-AG „genug für alle“ (www.grundeinkommen-attac.de) aktiv. Darüber hinaus ist er in der Interventionistische Linken (www.dazwischengehen.org) organisiert und war zuletzt auch an der Vorbereitung der Blockupy!-Aktionstage beteiligt. ###

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// PrekärCafé
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Das PrekärCafé ist ein Kollektiv von Aktivist*innen aus verschiedenen Zusammenhängen, das 2008 aus der Wiener EuroMayDay-Bewegung heraus entstanden ist. Wir setzen uns mit dem Thema Prekarisierung, d. h. mit der zunehmenden Verunsicherung unserer Arbeits- und Lebensverhältnisse auseinander. Im Zentrum unserer Aktivitäten steht dabei die Frage, wie vor diesem Hintergrund Prozesse der solidarischen Unterstützung und (Selbst-)Organisierung aussehen können. Für die theoretische Debatte dieser und ähnlicher Fragen wollen wir Räume schaffen, aber auch praktische Antworten finden und kollektive Strategien entwickeln. Aktuell beschäftigen wir uns dabei in erster Linie mit den Themen Wissensarbeit und undokumentiertes Arbeiten, d. h. mit der Lohnarbeit von Migrant*innen ohne entsprechende Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere.

* PrekärCafé — jeden 1. Dienstag im Monat — Café ab 18 Uhr geöffnet — Veranstaltungsbeginn 20 Uhr — W23 = Wipplingerstraße 23, 1010 Wien (entweder von der Wipplingerstraße die Stufen runter oder vom „Tiefen Graben“ bei der Brücke die Stufen rauf). — Hinweis: Sorry, die W23 ist leider nicht barrierefrei zu erreichen. Bitte informiert uns über daraus resultierende Probleme, damit wir gemeinsame Lösungen finden können. —

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// Attac
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Attac ist eine internationale Bewegung, die sich für eine  demokratische und sozial gerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft  einsetzt. Unser Ziel ist ein gutes Leben für alle – heute und in Zukunft lebenden – Menschen.  Attac informiert über wirtschaftspolitische Zusammenhänge, entwickelt  politische Forderungen, vernetzt sich mit sozialen Bewegungen auf der  ganzen Welt und fördert Alternativen auf lokaler Ebene.

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