Statement zu rechtsextremen Angriffen in Wien

Anfang Oktober feierte der Kulturverein w23 sein zehnjähriges Bestehen. In den Räumlichkeiten finden regelmäßig Diskussionsveranstaltungen, Filmabende, Lesungen, Workshops und vieles mehr statt, außerdem gibt es eine Bibliothek von unten und ein Archiv der sozialen Bewegungen. 

Im Laufe des Bestehens kam es – wie bei anderen linken Locations auch – immer wieder zu Störungen durch (Neo)Nazis und andere, die sich durch die bloße Existenz von linken Projekten oder „dem Anderen“ bedroht fühlen.

Dabei ist klar zu beobachten: je stärker der gesellschaftliche Rückenwind für rassistische und faschistische Ideologien, desto sicherer fühlen sich diverse Neonazi-Gruppen, denen die Online-Hetze irgendwann nicht mehr ausreicht und die stattdessen direkt zur Tat schreiten.

Während es in den ersten Jahren ziemlich ruhig war, kam es mit den verstärkten Aktivitäten von Alpen-Donau und anderen neonazistischen Gruppierungen zu einer Häufung von Vorkommnissen rund um die Räumlichkeiten.

Erst waren es gelegentlich Nazi-Schmierereien (z.B.: das Logo von „Der Funke“ – im Naheverhältnis der jetzigen Identitären anzusiedeln), Manipulationen der Schlösser, dann wurde versucht die Räume „auszukundschaften“.

Aus den Angriffen gegen die Räume wurden dann Angriffe gegen Menschen:
In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 2008 stürmte ein Trupp von zehn maskierten Neonazis die Räumlichkeiten und begann wahllos in die Menge der anwesenden Personen zu prügeln. Dieser geplante Angriff konnte schnell abgewehrt und Schlimmeres verhindert werden. Es gab zwei Leichtverletzte und geringen Sachschaden.

Im letzten Jahr kommt es wieder gehäufter zu Sachbeschädigungen bei den Räumen der w23. Wieder sind es Schmierereien, Manipulationen der Schlösser und vor ein paar Wochen dann eine Attacke mit Kunstblut, welches an die Wand und Eingangstür der w23 geschüttet wurde. Ein Zettel mit der Aufschrift „Österreich blutet auch durch eure Schuld“ wurde hinterlassen.
Weitere Angriffe mit Kunstblut gab es jetzt auf die „Anarchistische Buchhandlung“ sowie den „Muslim Lifestyle Shop“ in Wien.

Diese Angriffe und Attacken sind Einschüchterungsversuche. Sie sollen Angst schüren und das Gefühl der ständigen Bedrohung vermitteln. Sie sind eine logische Folge des autoritären Klimas. In den letzte Jahren sind die Aktivitäten von neofaschistischen und anderen rechtsextremen Gruppen massiv angestiegen, sie fühlen sich in einer zunehmend autoritären und rassistischen Gesellschaft sicherer und bestärkt.

Bestätigung in dieser Annahme finden sie auch in der Umgangsweise der Behörden: Angriffe mit Totschläger und Gürtel auf Antifaschist_innen -> eingestellt. Geplanter Überfall auf Gewerkschaftsveranstaltung durch Neonazi-Hooligans -> u.a. Verurteilung von Betroffenen. Und bei eindeutig rassistischen Anschlägen wird von den Behörden mit dem Hinweis, dass „in alle Richtungen ermittelt“ wird, verharmlost.

Bei all der notwendigen Auseinandersetzung mit Angriffen auf die eigene Infrastruktur, wollen wir eines festhalten: All diese Attacken sind in einem größeren Kontext zu sehen. Insofern halten wir es für prioritär, den Blick auf die herrschenden Zustände zu richten und sich gegen die rassistische und faschistische Normalisierung generell zu stellen.

„1-Euro Jobs“ in Hungary: From Welfare to Workfare State

[EN]

Tue 4th October
18h-20h Bar and Precarity Office open.
Foods, drinks, mutual advice session and organisation

20h Event:
1-Euro Jobs in Hungary: From Welfare to Workfare State
Activists of the Hungarian “Workfare Movement for the Future” talk about their organizing strategies

Germany is well-known as a country of 1-Euro jobs. In Hungary a similar workfare scheme was introduced in 2009 to fight growing unemployment after the 2008 crisis. In 2011 the Orbán-regime expanded, but also reformed this programme with a new law that violated workers’ rights and introduced “forced labor” for the unemployed, creating cheap workforce for the state and for private employers. Opposition and resistance has been on-going since, organized by the Anti-Poverty Network in Hungary.

Precarity Office is pleased to host activists of the Hungarian advocacy group Workfare Movement for the Future who will talk about the compulsory workfare regime in Hungary and their experiences in self-organisation and fighting for the rights of workfare workers since 2012. Until recently 1-Euro jobs are back on the agenda in Austria including the proposal that refugees should be forced to take up underpaid work. Let’s organize.

The talk will be in English and Hungarian, with German translation.

The Workfare Movement for the Future is organized by the Hungarian Anti-Poverty Network.
More infos about their work and the workfare system in Hungary: http://www.mszeh.hu/en/causes/workfare/

@ W23 Kulturzentrum, Wipplingerstrasse 23, 1010 Vienna (down some stairs – not wheelchair accessible per se but please get in touch if we can help with access!)
Precarity Office: precarityoffice.wordpress.com

[DE]

1-Euro-Jobs in Ungarn: Die Zwangsarbeitsfalle
Aktivist*innen der ungarischen “Workfare-Bewegung für die Zukunft” berichten über Organisierungsstaretegien

Deutschland ist als Land der 1-Euro-Jobs bekannt. In Ungarn wurde 2009 ein ähnliches System eingeführt, um die steigende Arbeitslosigkeit nach der Krise in 2008 zu kämpfen. 2011 hat die Orbán-Regierung dieses System gesetzlich verschärft und weiter ausgebaut, so dass es für Arbeitslose mit zwangsarbeitähnlichen Zuständen einhergeht und für Unternehmen und den Staat Billigarbeitskräfte bereitstellt. Seit Beginn regt sich Widerstand, organisiert von dem ungarischen Anti-Armutsnetzwerk.

Wir freuen uns AktivistInnen der Gruppe „Workfare-Bewegung für die Zufunkt“ zu Gast zu haben, die über die Arbeitsbedinugungen und ihre Organisierungsstrategien berichten. Diskutieren wollen wir zusätzlich, die Situation in Österreich, in der 1-Euro-Jobs und Kürzungen der Sozialhilfe rund um Regierungsvorschläge zur „Integration“ von Geflüchteten wieder neuen aufwind bekommen haben. Let’s organize.

Das Gespräch findet auf Englisch und Ungarisch, mit Übersetzung auf Deutsch statt.

Die “Workfare-Bewegung für die Zukunft” ist von dem Anti-Armutsnetzwerk organisiert.
Mehr Infos über ihre Arbeit und über 1-Euro Jobs in Ungarn: http://www.mszeh.hu/en/causes/workfare/

[ES]

Martes 4 de Octubre
18h-20h Bar y Oficina Precaria abiertos
Comida, bebida, asesoramiento mutuo y organización

20h Evento
Trabajos a 1 euro en Hungría: Del Estado del Bienestar al Estado del “Workfare” (trabajos obligatorios para personas desempleadas)
Activistas de la red húngara “Movimiento del Workfare por el futuro” hablan de sus estrategias organizativas

Alemania es bien conocida como un país de trabajos a un euro. En Hungría se introdujo un esquema similar de “Workfare” (trabajos obligatorios para personas desempleadas) en 2009, para combatir el creciente desempleo tras la crisis de 2008. En 2011 en régimen de Orbán extendió, pero también reformó, este programa con una nueva ley que violaba derechos laborales e introdujo el “trabajo forzado” para personas desempleadas, creando una fuerza de trabajo barata para el estado y para empleadores privados. Desde entonces se están dando tanto oposición como resitencia, organizadas por la Red Anti-Pobreza de Hungría.

La Oficina Precaria tiene el placer de acoger a activistas del grupo de apoyo húngaro Movimiento “Workfare” por el Futuro que nos hablarán sobre el régimen obligatorio de trabajo para personas desempleadas y de sus experiencias en auto-organización y lucha por los derechos de las personas trabajadoras en régimen de “workfare” desde 2012. Desde hace poco los trabajos a un euro han vuelto a la agenda política en Austria incluyendo la propuesta de que las personas refugiadas deberían ser obligadas a tomar empleos no retribuidos. Organicémonos.

La charla será en inglés y húngaro, con traducción al alemán.

El Movimiento “Workfare” por el Futuro está organizado por la Red Húngara Antipobreza
Más información sobre su trabajo y sobre el sistema “workfare” en Hungría:
www.mszeh.hu/en/causes/workfare/

@ W23 Kulturzentrum, Wipplingerstrasse 23, 1010 Vienna (hay que bajar algunas escaleras – no en si accesible para sillas de ruedas pero por favor ¡contáctanos si podemos ayudar con el acceso!)

Oficina Precaria: precarityoffice.wordpress.com

9.-18.10: Wir sind 10 o/

Zehn Jahre ist es her, dass wir, das Archiv der sozialen Bewegungen, die Bibliothek von unten, das que[e]r und die Rosa Antifa Wien, die w23 eröffneten. Wir sind geblieben und andere dazu gekommen. Mit der w23 wurde nicht nur Raum für unsere Gruppen und Projekte geschaffen, sondern auch Platz für andere(s). Für AntifaCafé, PrecarityOffice, Treffen, Diskussionen, Filmabende, Solifeste, Workshops, und vieles mehr.

Getragen wird die w23 von Menschen, die diese finanziell unterstützen, in ihrer Freizeit reparieren, putzen, verwalten und all die unsichtbaren “Kleinigkeiten” erledigen die das Ganze am laufen halten.

Die w23 ist also ein selbstverwalteter Raum und bietet Platz für linke, emanzipatorische Projekte. Für uns gilt klar: Sexistisches, LGBTIQ* feindliches, rassistisches, antisemitisches Verhalten muss draußen bleiben! Es gibt in der w23 weder Eintrittspreise noch Konsumzwang, dafür den Wunsch nach einem solidarischen Umgang, jede Menge Bücher zum ausleihen, spannende Diskussionen und Menschen zum plaudern und plauschen!

PROGRAMM

Sonntag 9.10.2016 14:00 

Update: Leider müssen wir das FLIT* Crypto Wohnzimmer verschieben! Ersatztermin t.b.a. #Schnief #Rotz #Röchel

Let’s encrypt!
FLIT* Crypto Wohnzimmer

Kommunikation läuft über viele Kanäle wie z.B.: E-Mails, SMS, Skype, Chats usw. Dabei hinterlassen wir täglich jede Menge (Daten)Spuren, Diese in Summe zeichnen ein sehr datailiertes Bild über uns, mit wem wir, wie oft kommunizieren. Unser Smartphone, der Computer beherbergen einen Haufen Informationen, die – im worst-case – die Repressionsbehörden sehr interessieren und die uns selbst und andere gefährden (können). Also was tun?!

E-Mails verschlüsseln? Gerne, aber wie? Signal, RedPhone? Was ist denn das?! Was kann ich tun um meine Daten auf meinem Smartphone oder Notebook besser zu schützen?

Wir wollen uns gemeinsam anschauen welche Möglichkeiten/Software/Apps es gibt und wie sie am besten einsetzbar sind.

Falls ihr gleich Sachen ausprobieren wollt macht vorher unbedingt ein vollständiges Backup! Und nicht vergessen, Akku(s) aufladen, Netzteil mitnehmen! 😉

Workshop FLIT* only!
hosted by Rosa Antifa Wien

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Dienstag 11.10.2016 18:00

Geschenkt wurde uns nichts

Annita Malavasi war 22 Jahre alt, als deutsche Truppen 1943 das bis dato verbündete Italien besetzten. Als Partisanin „Laila“ überbrachte sie Informationen, transportierte Waffen, bewegte sich mit und zwischen den kämpfenden Einheiten und nahm selbst an Gefechten teil. Über ein Jahr war sie in den Bergen des Apennin und kämpfte gegen die deutschen Besatzer, gleichzeitig musste sie sich gegenüber den Männern in den Bergdörfern behaupten. Gegen Kriegsende gehörte Laila zu den wenigen weiblichen Kommandierenden im italienischen Widerstand.

Der Film erzählt die Geschichte einer lebenslangen Emanzipation, die mit dem Befreiungskampf gegen den Faschismus begann. Laila und zwei ihrer Genossinnen, Gina „Sonia“ Moncigoli und Pierina „Iva“ Bonilauri, berichten von ihrer Zeit in der Resistenza und ihrer Bedeutung für sie und viele andere Frauen.

Filmabend
hosted by Rosa Antifa Wien

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Mittwoch 12.10.2016 19:00 

Älter werden und einsteigen in die „Szene“

Die radikale Linke, von Aktivist_innen häufig irgendwo zwischen „Szene“ und „Sumpf“, verortet, gilt als Jugendbewegung. Radikale Herrschaftskritik, würde demnach enden, wenn das ernste, bürgerliche Leben beginnt. Wie verhält es sich nun mit dem Älterwerden in linksradikalen Zusammenhängen? Welche Rolle spielen Lebensphasen im eigenen politischen Aktivismus? Sind die Zumutungen im Kapitalismus zwischen Lohn- und Reproduktionsarbeit, Job und Betreuungszeiten vor allem äußerlich? Ändert sich das Verhältnis zum politischen Widerstand mit der Erfahrung von Fehlschlägen und der Summierung von Frustration? Und wie stehen das „Dabeibleiben“ und der – nicht nur eigene – „Einstieg“, in politische Zusammenhänge, in einem Kontext? Wie leicht oder schwer wird es gerade, aber nicht nur, jüngeren Aktivist_innen gemacht Zugang zur „Szene“ zu finden und was für ein Verhältnis kann sich zwischen jüngeren und älteren Aktivist_innen ergeben?

Ein offener Abend mit aktuellen und biographischen Erfahrungen aus den letzten Jahr-(zehnt)en politischen Widerstands, jenseits identifikatorischer Nabelschau.

Diskussion
hosted by das que[e]r und die bibliothek von unten

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Donnerstag 13.10.2016 19:00 

Geschichte in Bewegung

Soziale Proteste und geschichtspolitische Transformationen rund um Nationalfeiertag, Leistungsschau und Heldenplatz

Die jüngsten geschichtspolitischen Umwälzungen im Zentrum der Zweiten
Republik (“Fest der Freude”, “Deserteursdenkmal”, Umgestaltung des
“Österreichischen Heldendenkmals”) wurden maßgeblich durch soziale
Proteste angestoßen. Dies gibt Anlass für eine Rückschau und Diskussion
der Entwicklungslinien antimilitaristischer und antifaschistischer
Kämpfe um historische Deutungshoheit im Zentrum der Bundeshauptstadt und
deren Einfluss auf offizielle Geschichtsbilder in Österreich.

Vortrag & Diskussion von/mit Johannes Kramer und Peter Pirker
hosted by das Archiv der sozialen Bewegungen Wien

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Samstag 15.10.2016 ab 20:00 

Deka//dance

10 Jahre w23 Party

10 Jahre – also eine Dekade – gibt es nun die w23 schon! 10 Jahre unzählige Diskussionen im que[e]r, Schmökern in der Bibliothek von unten, Stöbern im Archiv der sozialen Bewegungen und soooo vieles mehr. Grund genug zum feiern! Gemeinsam anstoßen, mit unseren langjährigen Wegbegleiter_innen, unseren neuen Mitkämpfer_innen und all den solidarischen Menschen rund um uns herum.

[Hint on] Wir lassen uns gerne an dem Abend auch etwas Arbeit abnehmen und auch Geburtstagsgeschenken sind wir nicht abgeneigt [/Hint off] 😉
mit Schirmchen Drinks, Deka//dance und vielem mehr!