Im Jahr 1982 ging in Frankfurt am Main der erste „Bundeskongress der Arbeitslosen“ über die Bühne, an dem – in dieser Form erstmalig in der Nachkriegsgeschichte – rund 2000 Aktivist*innen aus kirchlichen, gewerkschaftlichen und autonomen Erwerbsloseninitiativen aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen. Für die Entwicklung sozialer Bewegungen von Erwerbslosen und Armutsbetroffenen in Deutschland war das Ereignis insofern von zentraler Bedeutung, als es u.a. die Form des Austauschs und der Vernetzung veränderte. Harald Rein, Sozialwissenschaftler und Berater im Frankfurter Arbeitslosenzentrum, nahm den 30. Jahrestag des Kongresses zum Anlass, um einen Sammelband zu „Dreißig Jahre Erwerbslosenprotest 1982-2012“ herauszugeben. Seine im Vorwort zum Sammelband dargelegte Einschätzung zu diesen drei Jahrzehnten Bewegungsgeschichte liest sich dabei durchaus durchwachsen: „Es ist im klassischen Sinne keine Erfolgsgeschichte, aber in der langen Zeitspanne Anlass genug, den Widerstandskampf von Erwerbslosen in all seinen Facetten darzustellen und zu bewerten, aber auch ihre phasenweise Unsichtbarkeit oder Duldsamkeit zu begreifen.“ Diesem doppelten Ziel verpflichtet sind die Beiträge des Bandes, welche die unterschiedlichen Spektren der Bewegung portraitieren, ihre Geschichte dokumentieren, bisherige Aktivitäten bilanzieren und zukünftige Strategien entwickeln. Darüber erfassbar werden die – wie es im Buch heißt – mannigfaltigen „Protestwirklichkeiten zwischen individuellen Lebenskämpfen und kurzfristigen kollektiven Massenprotesten von Menschen, die Geschichte geschrieben haben, ohne jemals in Geschichtsbüchern vorzukommen“. Das PrekärCafé nimmt das Erscheinen des Bandes zum Anlass, um mit dem Herausgeber Harald Rein über die Bedingungen von Erwerbslosenprotest im Allgemeinen, über dessen spezifische Geschichte in Deutschland und über Schlussfolgerungen für das Hier und Jetzt zu sprechen.
Kategorie: Die Bibliothek – von unten
Feministische Politik heute?
Am 19. März 2011 fand die größte Demonstration für Frauenrechte der zweiten Republik, organisiert von der Plattform 20000Frauen, statt. Rund um dieses Ereignis liegt nun in Buchform ein Reflexionsangebot über historische Hintergründe der Frauenbewegungen, deren widersprüchliche Perspektiven, deren Kämpfe um Öffentlichkeiten und deren schwierige (Binnen-)Konstellationen vor. Es geht also auch um Fragen politischer Bündnisse widersprüchlicher ‚Szenen’ und welche Probleme sich daraus ergeben. Wäre nicht trotz und wider alle Unterschiede ein gemeinsames Handeln zunehmend notwendig? Dieses nicht nur feministisch streitbare Thema kann u.v.a. bei der
Buchpräsentation: Frauen-Fragen. 100 Jahre Bewegung, Reflexion, Vision
mit Hilde Grammel und Birge Krondorfer diskutiert werden
Ort: Bibliothek von unten
Zeit: Di, 12.3.2013, 20 Uhr
Infos unter: www.bibliothek-vonunten.org