Diskussion: Vom „Ich“ zum „Wir“ oder „Let´s Organize!“ muss Praxis werden

Arbeitskampf und Selbstorganisierung
der Abfallberater*innen
der Stadt Wien


    Di, 4. September 2012, 20 Uhr
    [W23] Wipplingerstr. 23, 1010 Wien

Wien sei eine der saubersten und – wie gleich mitverpackt wird – sichersten Städte der Welt, heißt es in den Hochglanzbroschüren der Stadt Wien häufig. Der Umweltschutz gilt als eines der Aushängeschilder der SPÖ in Wien und besonders von Umweltstadträtin Ulli Sima. Doch jahrzehntelang hat die Stadt Wien ihre Abfallberater_innen mit Werkverträgen als Scheinselbständige beschäftigt, obwohl viele Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen klar dem Profil einer Anstellung entsprechen. Diesen Zustand wollten und konnten die Abfallberater_innen nicht länger akzeptieren. Vor einigen Monaten haben sie daher begonnen, sich zu organisieren und ihr Recht auf faire und rechtskonforme Arbeitsverhältnisse einzufordern. Nachdem sie betriebsintern auf taube Ohren gestoßen sind, wird der Arbeitskampf seit dem Frühsommer auch öffentlich ausgetragen. Dieser Schritt hat unmittelbar zu Sanktionen durch die MA 48, d.h. zum Jobverlust für knapp 30 Abfallberater_innen geführt. Doch damit gibt sich die Initiative Abfallberatung noch lange nicht geschlagen.

Auf der einen Seite stehen Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und solidarische Unterstützung, um Druck auf die Entscheidungsträger_innen aufzubauen. Auf der anderen Seite Umweltstadträtin Ulli Sima auf Tauchstation und eine Arbeitgeber_innenseite, die Verhandlungen mit der Initiative grundsätzlich ablehnt. Auch auf dem Rechtsweg setzen die Abfallberater_innen die Daumenschrauben an: Sie sind geschlossen ihrer Gewerkschaft (GdG-KMSfB) beigetreten und werden mit der Finanzierung eines Rechtsanwalts unterstützt.

Das PrekärCafé hat die Initiative Abfallberatung eingeladen, über ihren Arbeitskampf zu berichten. Ebenfalls zu Gast ist Christine Rudolf von der Konsequenten Interessenvertretung / Unabhängige GewerkschafterInnen (KIV/UG – www.kiv.at), die bereits so manche Erfahrung mit Arbeitskämpfen bei der Stadt Wien gesammelt hat. Zu Arbeitskämpfen gibt es viel zu sagen und zu diskutieren. Für den Abend im PrekärCafé wollen wir den Fokus jedoch auf den erfolgreichen, aber auch nicht einfachen Prozess der Selbstorganisierung legen und im Anschluss daran über Möglichkeiten der solidarischen Unterstützung sprechen.

Wie (und warum) funktioniert es, dass sich die Abfallberater_innen nun schon seit Monaten organisieren, um sich gemeinsam gegen diese prekären Arbeitsverhältnisse zur Wehr setzen? Was sind die bisherigen Erfolgserlebnisse? Mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen war die Initiative bislang konfrontiert? Was haben sie daraus gelernt? Und welches Wissen können wir davon mitnehmen, um uns ebenfalls (gegen unsere prekären Arbeitsverhältnisse) zu organisieren?


http://www.prekaer.at

// Initiative Abfallberatung
http://abfallberatung.prekaer.at – share it!
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Petition
http://tiny.cc/aq60hw – sign it! 

// Konsequente Interessenvertretung / Unabhängige GewerkschafterInnen (KIV/UG)
http://www.kiv.at

// PrekärCafé AVISO
// Dienstag, 6. November 2012, 20 Uhr: Filmscreening und Diskussion „Öffnungszeiten“, D 2011, R: Birgit Riegler, Felix Remter, Nina Reiprich, Michael Sommerauer, Savas Tetik. Ein halbes Jahr lang haben vier Student*innen der LMU München ausgehend von ihrem Engagement in der Initiative für Zivilcourage versucht dem Alltag von bulgarischen Wanderarbeiter*innen näher zu kommen und filmisch zu dokumentieren. Anschließend Diskussion mit den Filmemacher*innen aus München. Die Filmpräsentation findet im Rahmen des PrekärCafé-Schwerpunktes zu undokumentierter Arbeit statt. Näheres zum Film: http://inizivi.antira.info/2011/09/08/film-mit-und-uber-bulgarische-arbeiterinnen
// PrekärCafé EMPFIEHLT
1. und  2. September 2012 – Initiative Abfallberatung mit Infostand beim Volksstimmefest: Samstag 14 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 19 Uhr

PrekärCafé: Di, 7. August 2012, ab 18 Uhr: Grillabend auf der Donauinsel

Grillabend auf der Donauinsel – PrekärCafé geht baden
Di, 7. August 2012, ab 18 Uhr
Donauinsel (Inselfläche), Grillplatz 12
(350 Meter stromauf der Floridsdorfer Brücke, 1210 Wien)

Baden mit und ohne, nicht nur an der Strada del Sole: Pack die Badesachen ein und komm zur Donauinsel! Das PrekärCafé lädt ein zum traditionellen Grillen am 1. Dienstag im August und prophezeit einen Sommer, wie er früher einmal war: mit Sonnenschein von Juni bis September und nicht so naß und so sibirisch wie im letzten Jahr.

Grillkohle, ein paar warme Bier und etwas Essen bringen wir, den Rest ihr. Mit passendem Liedgut feiern wir Sommer, Palmen, Sonnenschein, denn was kann schöner sein?

✮ Lageplan: http://www.wien.gv.at/umwelt/wasserbau/gewaesser/images/nordbruecke-floridsdorferbr.jpg

✮ Erreichbarkeit:
U6 bis Neue Donau.
Radweg bis zum Grillplatz.
Auto-Parkplatz Floridsdorfer Brücke.

Bei SCHLECHTWETTER entfällt die Grillerei!

Bring dein knallrotes Gummiboot!

PrekärCafé Musiktipps
Summer Dreaming

✮ Pack die Badesachen ein
(Conny Froboess, 1951)
“Pack die Badesachen ein, lass die Genoss_innen nicht daheim / Und dann nix wie raus zur Donauinsel / Ja, wir radeln wie der Wind durch die Praterauen geschwind / Und dann sind wir bald am Donaustrand / Hey, wir tummeln uns im Wasser / Wie die Fischlein, das ist fein.”

✮ Un sole caldo caldo caldo
(Adriano Celentano, 1963)
“Ci vuole un sole caldo, caldo, caldo / per un amore freddo freddo… / E quel sole tu l’avrai / perche io l’ho qui chiuso in me… / Questo sole caldo, caldo, caldo, caldo. / Per te!”

✮ Heißer Sommer
(Chris Doerk und Frank Schöbel, 1968)
“Heute brennt die Sonne ganz erbarmungslos / In der Hölle ist die Hitze halb so groß / Heißer Sommer in diesem Jahr / Ist ein heißer Sommer wie wunderbar.
Irgendwo da muss doch auch noch Wasser sein / Wenn ich’s finde spring ich wie ich bin hinein / Heißer Sommer in diesem Jahr / Ist ein heißer Sommer wie wunderbar.”

✮ Baden mit und ohne
(Wencke Myhre, 1973)
“Was macht Freude, wenn man Urlaub macht? / Baden mit und ohne. / Was macht Freude, wenn die Sonne lacht? / Baden mit und ohne. / Was ist wunderbar im Sommerwind? / Baden mit und ohne. Alle, wie sie grade lustig sind, baden mit und ohne.”

✮ Reif für die Donauinsel
(Peter Cornelius, 1981)
Wann ich mal ins Postfach schau wird mir im Magen flau / mein Leben kostet mich mehr als ich verdien. … Ich bin reif für die Insel ,ich bin reif für die Insel, ich bin reif für die Insel überreif.”

Die Grillerei wird supported by Capri Fischer.

PrekärCafé: Di, 3. Juli 2012, 20:00, Film: „The Truth Lies In Rostock” ­­­- 20 Jahre Pogrom von Rostock-Lichtenhagen

Deutschland kurz nach der sogenannten Wiedervereinigung: Mehrere Tage lang, vom 22. bis zum 24. August 1992, griffen einige tausend Menschen mit Steinen und Brandsätzen die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber” und ein Wohnheim von vietnamesischen Vertragsarbeiter_innen in Rostock-Lichtenhagen an. Die Übergriffe in Lichtenhagen waren zwar nicht die ersten und auch nicht die letzten, jedoch die massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Initiiert und schon tagelang öffentlich vorangekündigt von Neonazis aus der Region, wurden die Angriffe schnell von einem großen Teil der lokalen Bevölkerung unterstützt. Weder Politiker_innen noch Polizei sahen sich in der Lage oder waren gewillt, den Ausschreitungen Einhalt zu gebieten.

Den Pogromen war rassistische Stimmungsmache in der Presse vorausgegangen, in der gegen die vermeintlichen „Flüchtlingsströme“ aus Osteuropa gehetzt wurde und nicht nur die Republikaner_innen verkündeten: „Das Boot ist voll.” Die Ereignisse machten einmal mehr deutlich, wie tief Rassismus in der Gesellschaft sitzt, aber auch, wie dieser von staatlicher Seite nicht nur gefördert, sondern auch selbst verbreitet wird. Als Antwort auf die Pogrome ab 1991 wurden nicht etwa von rassistischen Übergriffen betroffene Personen vermehrt geschützt, antirassistische Initiativen gefördert und gegen neonazistische Tendenzen in der Gesellschaft verstärkt vorgegangen. Im Gegenteil, 1993 folgte die Aushöhlung des Asylrechts und wurde – mit den Stimmen der oppositionellen SPD – als politische Folge der Ausschreitungen verkauft.

Die Videoproduktion „The Truth Lies In Rostock“ entstand 1993 unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse im attackierten Wohnheim befanden. Eingang in die Doku findet dabei auch beklemmendes Videomaterial, das von einem ZDF-Team zusammen mit den Bewohner_innen des Arbeiter_innenheims in den Tagen der Angriffe aufgenommen wurde. Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen werden im Film nicht als bedauerlicher Zufall dargestellt, sondern das Zusammenspiel von Neonazis und lokaler Bevölkerung, vor allem aber auch jenes von Politik und Polizei, das den Weg für die Geschehnisse frei machte, wird nachgezeichnet.

Die rassistischen Ausschreitungen im sächsischen Hoyerswerda im September 1991, sowie diejenigen in Rostock-Lichtenhagen sorgten in der Linken für eine heiße Debatte um die Frage, inwieweit die rassistischen Übergriffe mit der „Wiedervereinigung“ Deutschlands und einem in dem Zusammenhang neu erstarkten „Nationalbewusstsein“ zu tun hatten. Aber auch am Schaffen zeitgenössischer Bands und Musiker_innen aus der alternativen Musikszene ging die rassistische Gewaltwelle 1991 bis 1994 nicht spurlos vorbei. Dazu, wie auch zu Kontext und Folgen der Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen, wird es vor dem Film einen kurzen Input aus dem PrekärCafé geben.

Anlässlich 20 Jahre Pogrom von Rostock-Lichtenhagen findet am 25. August 2012 unter dem Motto „Wir vergessen nicht!“ in Rostock-Lichtenhagen eine Demonstration statt. Aufruf und weitere Infos zur Demo unter: www.rassismus-toetet.de

Die Veranstaltung wird supported by kanalB.at