Volksgemeinschaft, Täterschaft und Antisemitismus

Beiträge zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen

Buchpräsentation am 17. Juni 2011 um 20.00 Uhr
mit den Herausgebern Markus Brunner, Jan Lohl, Rolf Pohl und Sebastian Winter

Was machte die Idee der Volksgemeinschaft und den Antisemitismus für die Menschen im Nationalsozialismus so attraktiv? Wie wurden sie zu Tätern und Täterinnen? Wie wirken sich NS-Gefühlserbschaften noch in den nachfolgenden Generationen aus? Der Nationalsozialismus und seine gesellschaftlichen Nachwirkungen sind ohne eine sozialpsychologische Perspektive nicht zu verstehen. Dies erfordert die Berücksichtigung der subjektiven Dimension der Nachkriegsgesellschaft sowie der Brüche und Kontinuitäten nach 1945.

Der Band versammelt Aufsätze, die sich aus einer psychoanalytisch-sozialpsychologischen und geschlechtertheoretischen Perspektive sowohl mit den psychodynamischen Mechanismen der nationalsozialistischen Weltanschauung und Gewalt als auch mit den Versuchen ihrer psychischen Verarbeitung in der Nachkriegszeit auseinandersetzen.

Markus Brunner, Jan Lohl, Rolf Pohl und Sebastian Winter sind Koordinatoren der Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie an der Leibniz Universität Hannover. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Integration der Psychoanalyse als kritische Subjekttheorie in die Analyse von Politik, Geschichte und Gesellschaft.

Eine Veranstaltung der Bibliothek von unten und der rosa antifa wien (raw).

Zeit: Freitag, 17. Juni 2011 um 20.00 Uhr

Ort: Bibliothek von unten, 1010 Wien, Wipplingerstr. 23 (auf halber Treppe zum Tiefen Graben)

Relax, it´s ( not) only a ghost

Zur unmöglichen Möglichkeit queerer Kollektivität
|: Mittwoch 27. April 2011 um 20uhr

How might we create a collectivity that we would want to belong to? lautet die Frage, die zugleich der Titel eines aktuellen Essays von Gay and Lesbian Studies-Pionier Barry Adam ist. Tatsächlich kann die große Frage nach der un/möglichen Lebbarkeit queerer Kollektivität auch dort, wo sie nicht explizit wird, als das omnipräsente Unbewusste von theoretischen Auseinandersetzungen und politischen Kämpfen rekonstruiert werden, die sich um das Problem der Sexualität drehen. Was ist und wäre queere Kollektivität? Lässt sich eine Gemeinschaft derer konstituieren, die sich über kein Kriterium der Zugehörigkeit abschließend verständigen wollen? Kann es ein Kriterium geschlechtlicher, sexueller Identität überhaupt geben, wenn queer sich doch nicht nur gegen die(se) Identifizierung, sondern auch gegen die Dispositive von Geschlecht und Sexualität selbst wendet? Wie beurteilen wir die emanzipatorischen Kämpfe der letzten Jahrzehnte und wo in ihnen stehen wir? Sind die unbewohnbaren Orte, die dennoch dicht besiedelt sind, bewohnbar geworden oder wurde es wohnlich immer nur dort, wo sie eigentlich verlassen wurden? Welche Stadt/Land/Erde-Architekturen bräuchte queer um aus allen Nischen hinaus in Offene zu kommen? Wie sähe eine Welt aus, in der queer den Modus einer universellen Gemeinschaftlichkeit bezeichnete?

Vortrag und Diskussion mit Mike Laufenberg und Bini Adamczak

Du bist Terrorist_in?

Das Schlagwort „Web 2.0“ steht heute für die partizipative Teilnahme im Netz (Internet), wo Nutzer_innen ihre Inhalte selbst erstellen, bearbeiten und veröffentlichen. Unterstützt werden diese Aktivitäten durch „Gratis“-Plattformen, wie „Facebook“, die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“, „Flickr“, „Youtube“, „Twitter“ und Co.

In der so genannten „Blogsphäre“ kann sich jede_r öffentlich zu jedem Thema äußern. Damit öffnet sich das Feld politischer und gesellschaftspolitischer Meinungsbildung auch denjenigen, die bisher kein öffentliches Forum und keine Mitsprachemöglichkeiten hatten. Durch diese neuen kulturellen Praktiken kommt es zu einer zunehmenden Verlagerung des sozialen Austauschs von einer realen auf eine virtuelle Ebene.

Die Preisgabe von privaten Daten und individuellen Vorlieben auf sozialen Netzwerken birgt aber auch eine Gefahr aus datenschutzrechtlicher Sicht. Gerne wird auch eine kritische Diskussion darüber von Nutzer_innen mit dem Argument “Ich habe nichts zu verbergen …” verharmlost.

Was aber, wenn es auf einmal heißt “Sie sind Terrorist_in” und Sie zählen zu den Betroffenen bzw. Verdächtigen?

Dienstag, 26. 4. 2011
Beginn 19:00
w23 / Wipplingerstrasse 23 (die Stiegen halb runter), 1010 Wien

Vortrag und Diskussion mit Anne Roth

Anne Roth (annalist) lebt in Berlin und ist Medienaktivistin und Journalistin. Seit Juli 2007 wurde sie als Partnerin ihres Lebensgefährten bekannt. Andrej Holm, Soziologe wurde morgens um 7 Uhr in der eigenen Wohnung als Terrorist festgenommen. Ab diesem Zeitpunkt begann Anne Roth (annalist) über das Innenleben einer Terrorismus-Ermittlung zu bloggen und begann Web 2.0 Plattformen zu nutzen, um das absurde Theater der eigenen Überwachung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. https://annalist.noblogs.org/

Veranstaltet von: Archiv der sozialen Bewegungen / Wien, Bibliothek von unten, Rosa Antifa Wien und tech:babbel